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Demo des Glaubens und typisch katholisch

26. Mai 2016

Demo des Glaubens und typisch katholisch

Von allen Festen im Kirchenjahr ist Fronleichnam mit Sicherheit das katholischste. Da werden Altäre im Ort aufgebaut und vielerorts liebevoll Blumenteppiche gelegt. Straßenzüge werden mit Fahnen und Blumen geschmückt.  Heiligenstatuen und Prozessionshimmel werden von Speichern geholt und für die Prozession bereit gemacht. In vielen Gemeinden beteiligen sich auch unsere Verbände an der Vorbereitung und Durchführung dieses Festes.

 Dieses Fest, was heute vielerorts so tief verwurzelt ist, feiert die Kirche seit gut 750 Jahren. Die Bezeichnung "Fronleichnam" geht auf das Mittelhochdeutsche "Fron" zurück und bedeutet "Herr", und "Lichnam" bezeichnet den lebendigen Leib im Gegensatz zur Leiche.

Das Fest hat die Verehrung des Altarssakramentes zum Inhalt: der nach katholischem Verständnis bleibenden Gegenwart Jesu Christi in der Eucharistie. Denn die Katholiken glauben, dass in der Messe Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi verwandelt werden und Gott darin gegenwärtig ist.

Eigentlich müsste dieses Fest am Gründonnerstag gefeiert werden, denn da hat Jesus ja die Eucharistie eingesetzt. Doch an diesem Tag überschattet der Karfreitag das Fest. Am Fronleichnamstag wird dafür dann alles nachgeholt - mit einer prunkvollen Demo – andere würden wohl sagen Prozessionen. Dass dieses schöne Fest auch leicht kippen kann, zeigte sich vor allem in Zeiten der Gegenreformation, denn da wurde das Fest mitunter missbraucht und mancherorts zu einer Demonstration des katholischen Glaubens mit aggressiven Zügen gegenüber evangelischen Christinnen und Christen.
Das ist glücklicherweise alles längst vorbei, aber auch in unsere Zeit läuft dieses Fest Gefahr auszuhöhlen und zu einer Folklore Veranstaltung zu werden.

Vielleicht kann dieser Text uns helfen, die Bedeutung des Festes auch in unseren Tagen neu mit Leben zu füllen:


Das himmlische Freudenmahl
Vater im Himmel!
Du hast das Brot geschaffen und die Butter,
aber auch den Kaviar, das Beefsteak
und die Salzburger Nockerln.
Du musst selber ein großer Genießer sein,
weil du uns so einen anspruchsvollen Gaumen geschenkt hast,
und dazu den Magen. Der alles verdauen kann.
Aber lass uns nicht vergessen,
dass wir auch am reich gedeckten Tisch
nur den kleinen Hunger stillen können.
Denn den Hunger nach einem sinnvollen Leben,
nach Freude, nach dir, stillt nicht das große Fressen,
sondern - und darum bitten wir dich -
die Menschen, mit denen wir am Tisch sitzen.
Und dann du selbst, wenn du uns eines Tages
zu deinem himmlischen Freudenmahl rufen wirst.
 
Aus: Beten durch die Schallmauer. Impulse und Texte. Katholische Junge Gemeinde Verlag Düsseldorf 1992, Seite 197.

Text: Andreas Sturm

Bild: Annamartha /pixelio.de