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Letzte Inszenierung

18. März 2017

Letzte Inszenierung - so hat der Fotograf Thomas Brenner seine Bilderserie überschrieben!

Gedanken zum Bild
Letzte Inszenierung - in einem Parkhaus: Mit einem lauten Knall fällt die schwere Eisentür hinter mir ins Schloss. Ich zucke zusammen. Um mich herum ist es dunkel. Nur die kleinen grünen Notausgangschilder leuchten in der Dunkelheit. Keine Menschenseele ist zu sehen. Ein mulmiges Gefühl steigt in mir auf. Schnell zum Auto! Wo sind nur die verdammten
Schlüssel? Plötzlich höre ich Schritte im Dunklen. Mir läuft es eiskalt den Rücken hinunter. Ich bekomme Angst. Schnell biege ich um die nächste Ecke. Die Schritte verstummen.
Auf einen Schlag wird es furchtbar hell. Ich bin geblendet. Blinzelnd versuche ich zu erkennen, woher das grelle Licht kommt. Nur allmählich gewöhnen sich meine Augen an die Helligkeit. Schemenhaft erkenne ich ein paar Menschen. Sie bilden eine Reihe. Je länger ich hinschaue, desto mehr Menschen kann ich sehen. Hinter ihnen ist es gleißend hell. Wie ein Zaun grenzen sie das Licht vom Dunkel ab. Meine Augen gewöhnen sich
immer weiter an die Helligkeit. Ich entdecke einen Baum. Er steht im Licht. Seine Krone ragt durch eine Öffnung in der Decke. Dort scheint die Lichtquelle zu sein. Es ist ganz still. Leichter Nebel liegt in der Luft. Die Lichtstrahlen brechen sich darin. Regungslos stehe ich da und blicke die ebenfalls regungslose Menschenkette an. Da passiert etwas Seltsames in mir: Die dunklen Gestalten machen mir Angst, aber gleichzeitig ziehen sie mich an.
Obwohl ich mich lieber umdrehen und so weit wie möglich wegrennen möcht, will ich gleichzeitig zu den Menschen hinlaufen. Es ist fast so, als würden sie mir ihre Hände entgegenstrecken und mit liebevoller Stimme sagen “Komm!”
Da, wo ich eigentlich nicht hin will, möchte ich auf einmal hin. Das, wovor ich Angst habe, zieht mich gleichzeitig an. Was mich beunruhigt, beruhigt mich. Wo Schatten ist, ist auch Licht. Wo Tod ist, ist auch Leben. Einer aus der Menschenkette streckt mir seine Hand entgegen. Auch ich strecke meine Hand aus. Ganz langsam und ruhig. Unsere Hände nähern
sich. Ich spüre eine leichte Wärme, die von der fremden Hand ausgeht. Ich berühre erst einen Finger, dann zwei und packe schließlich die ganze Hand. Ein wohliges Gefühl umgibt mich. Meine Angst ist verflogen und einer freudigen Neugier gewichen. Ich setze einen Schritt vor den anderen und folge der Hand, die mich führt.

Aus Psalm 121
Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen: Woher kommt mir Hilfe?
Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.
Er lässt deinen Fuß nicht wanken; er, der dich behütet, schläft nicht.
Nein, der Hüter Israels schläft und schlummert nicht.
Der Herr ist dein Hüter, der Herr gibt dir Schatten; er steht dir zur Seite.
Bei Tag wird dir die Sonne nicht schaden noch der Mond in der Nacht.
Der Herr behüte dich vor allem Bösen, er behüte dein Leben.
Der Herr behüte dich, wenn du fortgehst und wiederkommst, von nun an
bis in Ewigkeit.

Gebet
Guter Gott,
du hast uns dieses Leben geschenkt. Ein Leben voller Freude, Hoffnung
und Liebe. Ein gesegnetes Leben. Dafür danken wir dir.
Du hast uns dieses Leben geschenkt. Es ist auch ein Leben voller Angst,
Zweifel und Schmerz. Aber du lässt uns damit nicht alleine. Du trägst uns
durch schwere Zeiten. Und dafür danken wir dir.
Wir wissen aber auch, dass dieses Leben irgendwann einmal zu Ende ist.
Vielen macht dieser Gedanke Angst. Doch wir können darauf vertrauen,
dass mit dem Tod nicht einfach alles vorbei sein wird. Wenn es dunkel um
uns wird, streckst du deine Hand nach uns aus. Wir danken dir dafür, dass
du uns diese Hoffnung schenkst.
Alles, was uns in diesem Leben auf dem Herzen liegt, bringen wir jetzt in
der Stille vor dich.

 

Bild: Thomas Brenner

Text: Florian Grieb / Bibel Einheitsübersetzung

 

aus der Frühschichtenreihe " Auf Leben und Tod"

http://www.bdkj-speyer.de/mitmachen/auftanken/frueh-und-spaetschichten/


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http://letzte-inszenierung.de/