Liebe Mitglieder des Synodalen Wegs,
im Prozess "Synodaler Weg" suchen Sie neue Wege für unsere Kirche in Deutschland. Unter anderem werden die Themen der sexuellen Vielfalt und Orientierung diskutiert.
Die Nachricht aus Rom, dass Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare von der Glaubenskongregation untersagt bleiben, bedeutet einen schweren Rückschlag auf diesem Weg. Das stößt bei uns auf Unverständnis und Enttäuschung und macht uns zudem wütend.
Die Verlautbarung wiederholt das Verbot der Segnung von Menschen in bestimmten Paarkonstellationen. Dadurch sind liebende Menschen nicht nur von der Eheschließung, sondern sogar von jeglicher Art des Segens ausgeschlossen.
Das erachten wir als falsch, denn Gott sagt dem Menschen zu: "Du sollst Segen sein!" (Genesis 12, 2).
Gott hat alle Menschen geschaffen und mit der gleichen Würde ausgestattet, sie sind gleichermaßen geliebt und gesegnet. Die Liebe, die Menschen einander aufrichtig entgegen bringen, ist immer gut. Liebe kann keine Sünde sein.
Wir können nicht verstehen, wieso sich die Amtskirche weiterhin anmaßt, Menschen bewusst auszugrenzen und ihnen den Segen zu verweigern.
Jesus hat genau das Gegenteil getan. Er hat die Menschen angenommen, wie sie sind, und statt auszugrenzen hat er Ausgegrenzte in die Mitte der Gesellschaft geholt. Christ*innen sind berufen so zu handeln, wie Jesus es vorgelebt hat. Darüber hinaus schließt Gott den Bund mit den Menschen und trägt ihnen auf, andere zu segnen.
Wir sind dankbar, dass sich viele Menschen – darunter auch deutsche Bischöfe und Generalvikare – in den letzten Stunden und Tagen zu Wort gemeldet haben und ihr Unverständnis, ihre Trauer und auch ihre Wut gegen das Verbot zum Ausdruck gebracht haben. Der Blick aus dem Elfenbeinturm in Rom macht gerade an diesem Thema deutlich, wie sehr einflussreiche Angehörige des Vatikans an der Lebensrealität und an einer gerechten und gleichberechtigten Kirche für alle vorbei arbeiten. Sie fördern durch ihre Verlautbarung Feindlichkeit gegen Homosexuelle in Gesellschaften weltweit.
Hinzu kommt, dass das Prinzip von Synodalität durch die Ansage der Kongregation unterbunden und niedergeschlagen wird. Dies macht erneut deutlich, wie die Institution Kirche ihre Machtstrukturen missbraucht. Aus diesen Gründen wenden wir uns gegen solche Maßregelungen.
Lassen Sie sich als Mitglieder des Synodalen Wegs nicht entmutigen! Viele Katholik*innen erwarten, dass Sie ihren Auftrag, für eine menschenzugewandte Kirche einzutreten, weiterhin ernst nehmen.
Wir treten dafür ein, dass alle Paare den Segen empfangen, um den sie bitten. Wir sehen einige Initiativen, die genau das ermöglichen und unterstützen diese. Wir fordern alle in der Seelsorge Tätigen auf, den Segen als Geste der Liebe Gottes niemandem vorzuenthalten. Wir erteilen der Glaubenskongregation zu ihrer Haltung gegenüber gleichgeschlechtlichen Beziehungen eine klare Absage und bitten die deutschen Bischöfe sowie alle Verantwortlichen in der Kirche, ihr eigenes Handeln zu überprüfen und sich voll und ganz dafür einzusetzen, dass alle Paare den Segen empfangen. Darüber hinaus setzen wir uns für eine vollkommene Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Beziehungen ein.
Wir stellen uns hinter alle Mitglieder, die sich für die Zukunft einer menschenzugewandten Kirche einsetzen.
Segensreiche Grüße,